Die 10. Etappe der „Rallye Dakar“ wurde nicht mit Top-Speed, sondern über die Navigation entschieden. Der rot-weiß-rote Kini Red Bull-Pilot Matthias Walkner hat am schnellsten den richtigen Weg gefunden. Er absolvierte die 372km-Sonderprüfung zwischen Salta und Belén in Argentinien in 4 Stunden 52 Minuten und 26 Sekunden. Crosscountry-Weltmeister Pablo Quintanilla (Husqvarna) wurde mit 11.35 Minuten Rückstand Tages-Zweiter, der Spanier Gerard Farres Guell wurde auf KTM Dritter der Etappe. Damit sind die Top 3 Motorräder am Dienstag allesamt "Made in Austria".
Die 10. Etappe hat eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass es bei der "Dakar" nicht nur um Tempo geht, sondern gleich gewichtet auch um die Navigation. Denn den entscheidenden Vorsprung hat sich Matthias Walkner im letzten Drittel der Etappe herausgearbeitet. In einem Streckenabschnitt, in dem die meisten anderen Favoriten wegen fehlerhafter Navigation zwischen 30 und 50 Minuten verloren. Ein Mitfavorit musste darüber hinaus nach einem Crash aufgeben. Der bisher gesamtführende Franzose Adrien van Beveren (Yamaha) wurde in ein Krankenhaus geflogen. Die Diagnose ist zur Stunde noch ausständig.
Vier Tage vor dem Ende der "Dakar" führt Matthias Walkner die Motorradwertung nun mit deutlichem Vorsprung an. Der Österreicher im österreichischen „Red Bull KTM Rallye Factory Racing Team“ hat 39.42 Minuten Vorsprung auf Joan Barreda Bort (ESP/Honda) und 41.23 Minuten auf Kevin Benavides (ESP/Honda). Walkner gilt nun als der große Favorit auf den "Dakar"-Sieg. Er selbst will daran aber noch nicht denken, sondern "versuchen, keinen Blödsinn zu machen."
Matthias Walkner nach seinem Etappensieg in Belén: "Geil, endlich ist es aufgegangen! Ich habe in den letzten Tagen eigentlich immer ein bissl Zeit verloren. Teilweise, weil ich wahrscheinlich etwas zu viel Wert auf die Navigation gelegt habe. Auf der anderen Seite verliert man sehr schnell die Übersicht im Roadbook und damit auch viel Zeit, wenn man immer nur den anderen oder den Spuren nachfährt und dann drauf kommt, dass das falsch war. Heute hat sich das voll ausgezahlt. Nach dem ersten Checkpoint war ich mehr als sechs Minuten hinten. Ich wusste aber, dass der zweite Teil (der Etappe) sehr schwierig wird. Ich habe wirklich geschaut, dass ich gut in der Navigation bleibe. Einen Waypoint musste ich ziemlich lang suchen. Da hatte ich dann echt schon Panik. Es war eine extreme Challenge bis zum Schluss. Aber echt cool, dass es so aufgegangen ist und dass der Tag jetzt um ist."
Matthias Walkner geht mit einem dicken Zeitpolster in die letzten vier "Dakar"-Tage. Die 11. Etappe am Mittwoch fällt mit insgesamt 484 Kilometern relativ kurz aus. Auf dem Weg von Belén nach Chilecito ist die gezeitete Sonderprüfung gar nur 280 Kilometer lang. Doch wartet am Donnerstag und am Freitag die zweite Marathon-Etappe, auf der das Feld insgesamt 1 600 Kilometer ohne Hilfe von außen auf sich alleine gestellt ist.