Vor 25 Jahren hat Heinz Kinigadner gemeinsam mit KTM den Grundstein gelegt und konnte die Firma überzeugen, in den Rallye Sport einzusteigen. Mit dieser Entscheidung begann eine Erfolgsgeschichte die bis heute anhält. Mit der Dakar 2019 konnte sich KTM zum 18-mal in Folge den heiß begehrten Beduinen in Gold sichern. Für Heinz persönlich stellt der Rallye Sport, nach dem Motocross natürlich, das Interessanteste dar.
Doch in den letzten 25 Jahren hat sich auch in diesem Sport sehr viel getan und verändert. „Damals in Afrika gab es noch kein GPS, wir sind mit unserem Kompass in der Wüste gestanden und dann hast du dich entschieden ‚Fahre ich jetzt links oder rechts‘. Auch zahlreiche andere Neuerungen der Zeit haben dem großen Abenteuer bestimmt sehr viel abgenommen. Trotzdem würde ich sagen, dass die Dakar immer noch das größte Abenteuer ist das man mit einem Motorrad oder einem Geländefahrzeug machen kann. Für die Teilnehmer ist es nach wie vor ein super schweres Rennen, es hat also nichts damit zu tun, dass es leichter geworden wäre. Nur das gesamte ‚Drum Herum‘ hat sich sehr stark verändert, es ist moderner geworden.“
Nicht nur technische Hilfsmittel haben ihren Weg in den Sport gefunden, auch die Erholung zwischen den Etappen ist im Vergleich zu früher auf einem ganz neuen Stand. „Wir hatten einen Schlafsack und ein Einmannzelt, so ein kleines Wurf Zelt. Jeden Tag hast du alle deine Sieben Sachen rein getan und wenn du etwas nicht auf der Fähre nach Afrika dabei hattest, dann hast du das auch nicht mehr bekommen. Da gab es keinen Motorrad Shop wo du evtl. eine neue Brille, Handschuhe oder vielleicht gar einen Helm oder Stiefel bekommen hättest. Wenn du etwas verloren hast oder es weg war dann hast du heimfahren können, weil es das einfach nicht gegeben hat. Heutzutage gibt es in jedem Ort ein Motorradgeschäft, Hotels und sonnst auch alles, wo man jederzeit hinfahren kann und sich im Notfall etwas kaufen kann.“ Heute leben die Fahrer während der Rallye in einem Wohnmobil und brauchen nicht jeden Morgen alles zusammenpacken und am Abend neu aufstellen. Sie ziehen sich an und gehen an den Start, fahren die Etappe und am Abend steht das Wohnmobil mit Air Condition und jedem weiteren Komfort, den man in der Wüste haben kann wie Toiletten und Duschen bereit. Daher ist der Erholungs- und Abenteuerwert mit früher nicht mehr vergleichbar. Damals bist du in deinem Zelt gelegen und um 3 Uhr morgens hat der letzte sein Stromagregat, das ein paar Meter neben deinem Zelt gestanden ist, ausgeschaltet. Da bist du dann wach geworden, weil es plötzlich leise war und das das sonderbare war, das war sehr selten in den 14 Tagen.“
Die großen Helden der Dakar 2019
Doch nicht nur vor 25 Jahren wurden Meisterleistungen gebracht. Ein wahrer Held und Kämpfer stand dieses Jahr ganz oben: Toby Price! „Er ist definitiv ein ganz großer Held. Toby hat sich ziemlich genau vier Wochen vor der Rallye bei dem letzten Test in Abu Dhabi das Kahnbein bei einem riesen Sturz gebrochen. Es hat niemand geglaubt, dass er es so durchstehen wird, vor allem als er an den ersten Tagen ins Ziel kam, und ihm der Schmerz wirklich anzusehen war. Er ist ein sehr harter Knochen und wenn ihm dann mal die Tropfen in den Augen stehen weiß man, dass es wirklich sehr, sehr schmerzhaft sein muss. Am dritten Tag war er dann auch soweit, dass er tatsächlich aufhören wollte. Doch am Tankstopp war nur Pablo Quintanilla schneller als er und somit ist er weitergefahren, da er immer noch sehr gut platziert war.“ Toby Price hat die Rallye dann auch voll durchgezogen und der Rest ist ja bekanntlich Geschichte.
Wie wir jetzt im Nachhinein auch wissen, gibt es aber mehr solch harte Knochen im Rallye Business. Von den ersten 5 sind im Moment drei für etwa ein halbes Jahr außer Gefecht gesetzt. „Unser KINI Red Bull Teamfahrer Matthias Walkner wollte sich ohnehin nach der Rallye Dakar sein Kreuzband richten lassen, da das seit ca. 2 Jahren kaputt ist. Im selben Zuge wollte er auch gleich den Nagel entfernen lassen, den er seit seinem Sturz bei der Dakar 2016 im Oberschenkel hat. Doch nach einer Untersuchung diese Woche war dann auch klar, dass sein Sprunggelenk kompliziert gebrochen ist. Daher wurde er auch gleich am 24. Jänner operiert und konnte leider das Kitzbüheler Ski-Wochenende nicht mehr genießen und sich feiern lassen. Wir haben ihn immer wieder ein wenig aufgezogen (Heinz grinst), dass er nicht jammern soll, er muss ja nicht gehen sondern ‚nur‘ am Motorrad sitzen. Seine Leistung ist daher noch höher einzustufen, da die Verletzung wirklich schwer ist.“
Der Dritte im Bunde ist der viertplatzierte Pablo Quintanilla. Durch einen schweren Sturz am letzten Tag hat sich der Chilene am Wadenbein einen schweren Trümmerbruch zugezogen. Trotz unvorstellbarer Schmerzen hat er die letzten 100 km noch durchgezogen ehe er im Ziel sofort medizinisch versorgt und mit einer Infusion behandelt wurde. „Meiner Meinung nach haben alle drei definitiv einen Tapferkeits-Orden verdient.“
Wo geht die Rallye Dakar in den nächsten Jahren hin? Welche Länder werden die nächste Rallye Dakar ausrichten? Fragen auf die auch Heinz Kinigadner noch keine fixen Antworten kennt aber dennoch eine klare Meinung hat. „Wie die Dakar dieses Jahr über die Bühne ging, dass man in einem Land quasi permanent im Kreis fährt, ist bestimmt nicht das, was man sich unter dem Begriff ‚Rallye Dakar‘ vorstellt. Auf Dauer würde es die Rallye weder attraktiv halten oder machen. Die Veranstalter müssen hier entweder neue Länder in Südamerika finden, die sie dazu nehmen können oder eben einen neuen Kontinent. Saudi Arabien etwa hätte eine wunderschöne Wüste oder auch Namibia/Südafrika wäre eine angemessene Alternative. Es gibt sicherlich noch einige andere Länder, dennoch denke ich, dass es eines dieser drei werden wird. Aber sie müssen etwas finden, da die Dakar wieder die größte und schwierigste Rallye sein sollte, denn 5000 km und davon nur 3000 km als Sonderprüfung gefahren ist für eine Dakar schon eher klein. Ich bin auf jeden Fall schon sehr gespannt, wo es nächstes Jahr hingehen wird.“